CORD MEIJERING COMPOSER

"No man ever steps in the same river twice" (Heraclitus)

CORD MEIJERING
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ZWEI LORCA LIEDER

composed in
1979

duration
approx. 6 min. 30 sec.

dedicated to
Claudia Schmidt and Ulf Nordin

first performance
november 21, 1979
Orangerie Darmstadt, Germany
Claudia Schmidt, Sopran
Ulf Nordin, piano

publisher
EDITION MEIJERING

program notes (german)

1. El Grito (1921)
La elipse de un grito
va de monte
a monte.

Desde los olivos
será un arco iris negro
sobre la noche azul.

Ay!

Como un arco de viola
el grito ha hecho vibrar
largas cuerdas del viento.

Ay!

(Las gentes de las cuevas
asoman sus velones)

Ay!

2. El Silencio (1921)
Oye, hijo mío, el silencio.
Es un silencio ondulado,
un silencio,
donde resbalan valles y ecos
y que inclina las frentes
hacia el suelo.

German translation

1. Der Schrei
Die Ellipse eines Schreis
geht von Berg
zu Berg.

Von den Oliven her
wird er zum schwarzen Regenbogen
über der blauen Nacht.

Ay!

Wie unter einem Geigenbogen
bebten unter dem Schrei
die langen Saiten des Windes.

Ay!

(Die Leute in den Höhlen
halten ihre Lichter hinaus)

Ay!

2. Das Schweigen
Hör, mein Sohn, auf das Schweigen,
Es ist ein wogendes Schweigen,
ein Schweigen,
durch das Täler und Echos gleiten,
und das die Stirnen
zu Boden drückt.

(Federico García Lorca)

Meine zwei Lieder nach Gedichten von Federico Garcia Lorca aus dem Jahr 1979 sind das erste Stück, das ich komponiert habe. Die Harmonik ist weitgehend von den Intervallen Tritonus, kleine und große Sekunde bestimmt. Ein aufsteigender Ganzton mit dem darauf folgenden fallenden Halbton zeichnet symbolisch die "Kurve" eines Schreis nach und wird somit zum melodischen Kernmotiv, das sich durch die beiden Lieder hindurchzieht. Ich habe dieses Motiv später noch einmal in meinem Streichquartett "Traumgesang - Nachtmusik" verwendet. Gleichsam als "eliptischen" Beginn singt die Stimme eine "geometrische" Melodie und direkt darauf folgend deren Spiegelung. So wie im Gedicht Lorcas beginnt alles im mathematisch abstrakten Raum und mündet schließlich in der Reaktion der Menschen. So verwandelt sich die anfänglich geometrische Gestalt der Melodie in El Grito mehr und mehr in eine vom spanischen Flamenco-Gesang bestimmte Gestik . In El Silencio steht die Zeit scheinbar still. Quasi als Echo des Schreis singt die Stimme zu Beginn auf den Text "Oye, hijo mio" den steigenden Ganzton mit darauf folgendem Halbton, so als wollte sie sagen: "Das Schweigen und der Schrei sind eins in dem was sie zum Ausdruck bringen".