CORD MEIJERING COMPOSER

"No man ever steps in the same river twice" (Heraclitus)

CORD MEIJERING
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TOMBEAU DE HANS WERNER HENZE
for violoncello solo and 13 instruments (flute, clarinet in Bb, horn in F, Trumpet in C, 4 violins, 2 viole, 2 violoncelli, contrabass

composed in
2015

duration
approx. 10 min.

dedicated to
이혜경 and 최명훈

first performance
April 3, 2015
Daegu, South Korea
Wolfgang Lessing, Violoncello
MBC SOLOISTS Daegu
Kushtrim Gashi, conductor

publisher
EDITION MEIJERING

program notes (german)
Das Jahr 2015 begann mit der Komposition meines TOMBEAU DE HANS WERNER HENZE. Der Komposition dieses Werkes ging die Arbeit an MEOLLISEO für den SEOUL METROPOLITAN JUNIOR CHORUS, das ich am Silvestertag des Jahres 2014 um “fünf Minuten vor Zwölf” fertiggestellt hatte, voraus.

Beide Werke sind Erinnerungsmusiken.

MEOLLISEO erinnert an die Menschen, die am 16. April 2014 beim Unglück der Fähre 세월호 (Sewol) auf der Fahrt zur südkoreanischen Insel 제주 (Jeju) ertrunkenen sind.

Das TOMBEAU erinnert an meinen verehrten Lehrer Hans Werner Henze, der am 27. Oktober 2012 im Alter von 86 Jahren verstarb.

Beide Kompositionen verhalten sich zueinander wie Licht und Schatten: In MEOLLISEO ist die Trauer in ein helles, beinahe heiteres Sonnen-Gewand gekleidet, so als gedenke die Musik der Heiterkeit der Menschen zu ihren Lebzeiten. TOMBEAU hingegen ist schattenhaft, ein Todes-Ritual.

TOMBEAU DE HANS WERNER HENZE für Violoncello und 13 Instrumente komponierte ich für den Cellisten Wolfgang Lessing und die MBC Solisten aus Daegu, Süd-Korea. Gewidmet ist die Musik meinen lieben Freunden 이혜경 (Haekyung Lee) und 최명훈 (Myung Whun Choi).

Mit Achtel = 40 ist das TOMBEAU die langsamste Musik, die ich je geschrieben habe. In der Art eines Conductus intoniert das Violoncello eine Melodie, die im Verlaufe des Stückes 6 mal wiederholt wird. Dieser Melodie liegt eine Zölftonreihe zugrunde, die ich während meiner Studienzeit bei Henze entwickelt und damals einige male verwendet habe. Die Zwölftönigkeit ist im TOMBEAU kaum zu bemerken, da alle Töne der Reihe sich in Gregorianischer Zentraltönigkeit über einem gedachten Grundton E bewegen und sich unmittelbar nach ihrem Erklingen in dessen Obertonreihe auflösen. Begleitet wird diese vom Cellisten stets verschiedenartig gefärbte Melodie von langsam pulsierenden koreanischen Rhythmen, von Atemgeräuschen und zarten Oberton-Akkorden. Wie ein Geist erscheint aus dieser Prozessions-Musik immer wieder der Beginn des TOMBEAU DE MEZANGEAU des französischen Lautenisten Ennemond Gaultier (1575-1651). Am Ende der Komposition singt das Orchester - wie eine Trauergemeinde am Grab - dieses kleine Zitat still vor sich hin, bevor die Musik “like a tender breath” in einem gemeinsamen Ausatmen verklingt.